Alle Artikel in: Innenarchitektur

Alles eine Frage des Preises: Wie viel darf ein gutes Möbelstück kosten?

Ja, alles wird teurer – das ist schon längst kein Geheimnis mehr, auch nicht im Möbelbereich. Nahezu alle namhaften Hersteller haben in den vergangenen Monaten und gar Jahren peu à peu ihre Preise erhöht. Erfreuliche Ausnahme: Poliform. Die italienische Spitzenmarke bleibt ihrem Credo treu und bei unveränderter Qualität weiterhin leistbar. Angesichts unseres neuen großen Poliform Wohnstudios habe ich mir daher ein paar Gedanken gemacht: Was ist ein gutes Möbelstück eigentlich wirklich„wert“? Stichwort „Preis-Leistungsverhältnis“: Bei Möbeln reicht die Bandbreite vom Billy-Regal bis zur hochwertigen Designerkreation mit hohem Handwerksanteil. Natürlich hat irgendwo und in verschiedenen Lebensbereichen jede Facette in diesem Spektrum ihre Daseinsberechtigung. Während ich als häufig umziehender Student vielleicht eher auf kurzlebige Einmal-Möbel setze, die beim nächsten Standortwechsel zum Sperrmüll wandern, suche ich mit zunehmender Sesshaftigkeit doch mehr das Dauerhafte, Bleibende: ein Stück, hinter dem ich viele Jahre (idealerweise ein Leben lang) stehen kann oder das gar bei der nächsten Generation noch seinen Platz findet. Doch wie erkennen Laien eigentlich echte Qualität bei Möbeln? Kurz gesagt: eher gar nicht. Es braucht erfahrene ExpertInnen mit versierter Fachkenntnis, …

So will ich leben. 7 ultimative Wohntipps für 2024

Es ist Mitte Jänner und ich bin in Köln. Die imm Cologne findet zum ersten Mal seit vier Jahren wieder zu Beginn des Jahres statt. Über der Stadt hängen düstere Wolken, es ist eiskalt. In den Messehallen hingegen zeigen sich bunte Farben, glänzt strahlendes Licht. Manches ist neu, vieles altbekannt. Zu sehen sind Trendfarben, Trendformen, Lifestyletrends. Aber worauf es wirklich ankommt, ist überraschend simpel. Das größte Geheimnis guten Einrichtens ist eine einfache Tatsache: Es gibt keine Schablone. Keine Instantlösung, die in jede Raumgröße, jede Region und jede Architektur passt. Und schon gar nicht ein Patentrezept, das für jeden Typ Mensch funktioniert. Wirklich schön, wohnlich, einladend und lässig wird es nur, wenn Innenarchitektur die Persönlichkeit der Bewohner glaubwürdig einfängt und abbildet. Welche Wege führen also im Jahr 2024 zu authentischerem Wohnen? Wer macht es richtig und warum? Im Laufe des Lebens sieht man viele Wohnungen und Häuser von innen. Ganz früh sind es die Kinderzimmer der Schulfreunde und die Wohnzimmer deren Eltern. Schon da gab es große Unterschiede in Ambiente, Einrichtung, Geruch. Ich kann jetzt noch …

Das Chalet. Schön und reich und immer gleich.

Warum lassen sich so viele Liebhaber des Alpenraumes in Chalets nieder? Sind sie wirklich der Inbegriff von stilvoller Gemütlichkeit und was macht diese eigentlich aus? Schauen wir kurz zurück und dann weit hinauf in den Norden, auf eine Spurensuche nach der Gemütlichkeit eines wunderschönen, vorweihnachtlichen Winters. Junge englische Adelige, die als erste die Gipfel der Schweizer Berge erklommen haben, haben ihre Vorstellung vom elitären Wohnen mitgebracht – in die einfachen Gehöfte und Schutzhütten. Der Chalet-Stil ist also eher ein zufälliges Kind zwischen einer hölzernen Schweizer Kargheit und der herrschaftlichen Noblesse eines englischen Landsitzes. Zu uns nach Tirol kam dieser Stil erst vor einigen Jahrzehnten und wird noch heute verlangt und kultiviert von Menschen, die nicht das ganze Jahr in Tirol wohnen. Für einen kurzen Zeitraum müssen Schönheit und Schroffheit der Tiroler Landschaft von draußen ganz kompakt und oft zur Karikatur verzimmert auch im Innenraum stattfinden – ein ganzes Jahr auf wenige Wochen verdichtet. Nichts an Komfort oder erfahrenen Annehmlichkeiten aus den eigenen Häusern und Wohnungen großer, ferner Städte darf fehlen. Der alles verbindende „Zuckerguss“ sind …

Zu mir oder zu dir? Plädoyer für getrenntes Schlafen.

Die Kunst, überall und zu jeder Zeit gut und tief zu schlafen, verliert sich im Laufe des Lebens ebenso stetig, wie der Wunsch nach ungestörter Erholung steigt. Wer vor zehn Jahren den älteren Freund belächelt hat, der nur mit eigenem Kissen verreist, hat heute längst eigene Ticks rund um den Schlaf entwickelt. Gute Freunde, prickelnder Schaumwein, köstliches Essen: spätestens ab Mitte fünfzig das sichere Rezept für eine Nacht, die spät beginnt und früh endet. Was abends der schönste Genuss, wird in der zweiten Nachthälfte zum quälenden Geist – zum Schlafräuber, der den Bonvivant in seinem Designerbett dermaßen hin und her bewegt, dass der tief träumende Partner daneben ganz von selbst wach wird. Auch die Matratze hat schon bessere Zeiten gesehen, wolkenartiges Versinken fühlt sich wirklich anders an. Gerade jetzt, nach den Jahren der endlosen Baby-Nächte, nach den langen Nächten, als man im Halbschlaf auf das erfolgreiche Heimkommen der Teenager gewartet hatte, tauchen neue Schlafprobleme auf? Gerade jetzt, wo man sich selbst ausgedehntes, tiefes Durchschlafen wie nichts anderes vergönnen würde und der morgendliche Blick in den …

Zwischen Kissen & Träumen. Eine Sofageschichte.

Auch Möbel haben einen Charakter. Manche sind streng und fordernd, andere lässig und leger. Einige sind sogar furchtbar disziplinlos. Das Sofa Groundpiece des italienischen Herstellers Flexform ist so ein Möbel. Der etwas schlampige Mitbewohner, immer unrasiert und etwas verlebt, dem man ab und zu die Leviten lesen möchte. Der aber dennoch alles darf und als bester Freund unentbehrlich ist.  Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick zwischen mir und Groundpiece, als ich vor rund zwanzig Jahren durchs Möbelhaus spazierte und völlig über dieses Sofa in senfbraunem Cordsamt erschrak. Was hatte den Einkäufer geritten, was hatte er da gekauft? Ausgelatscht in der Optik, sah das Sofa mit seinen zerdrückten Kissen wie etwas aus, das John Lennon auf den Sperrmüll gestellt hat. Ein aus der Zeit gefallenes Möbel, dessen Träume längst ausgeträumt sind.  Zeitlos schön Heute ist Groundpiece das beliebteste Sofa der Tiroler und nach wie vor prominent in unseren Ausstellungen platziert. Dieses so andere Sofa hat sich über all die Jahre bewährt, hat die Zeit formal überdauert. Es ist immer noch wahnsinnig modern, was …

Reise ins eigene Glück

Reisen haben etwas Magisches. Sie beflügeln die Seele, bieten Abenteuer, Entspannung und die Chance, Neues zu entdecken. Aber was ist, wenn Sie sich nicht weit von zu Hause entfernen müssen, um diese positiven Erfahrungen zu machen? Gong. Es ist neun Uhr.  Die Weltnachrichten laufen im Radio. Eine Meldung lässt mich die Ohren spitzen: Die Österreicher:innen wollen wieder reisen. Trotz Inflation und Krisen rundum – vier von fünf sehnen sich nach einem Tapetenwechsel. Hauptsache weg. Raus aus dem Alltag. Rein ins Vergnügen. Ich bin mit meinen Gedanken also nicht alleine. Ich weiß nur noch nicht, wohin. Dieser verregnete Sonntag kommt mir gerade recht. Mal ein bisschen Reise-Planen, ein wenig Fern-Träumen, etwas Veränderungs-Luft schnuppern … Ich setze mich ins Wohnzimmer. Lasse mich ins Sofa sinken, das über die Jahre zu weich geworden ist. Am Tisch liegt ein Magazin über ein fernes Land mit mächtigen Dünen, geheimnisvollen Suks und unbekannten Düften. Ich blättere und finde: Eine Studienreise wäre nicht schlecht.  Vielleicht aber auch ein bisschen anstrengend. Ich stehe auf und bleibe beim Schrankraum stehen. Ich erinnere mich, wo …

Rezeptbuch für eine gute Küche

In der Küche passiert mehr als in allen anderen Räumen eines Hauses. Professionelle Planung und eine langlebige Ausstattung sind essentiell. Aber was genau braucht diese lebhafte Schaltstelle des Alltags, damit sie uns über viele Jahre gut dienen und uns glücklich machen kann? Ein Ratgeber mit den wichtigsten Zutaten. Von der Feuerstelle bis zum multifunktionalen Mittelpunkt des Familiengeschehens war die Küche immer schon der zentralste und am intensivsten bespielte Platz in jedem Zuhause. Heute ist sie mehr denn je Piazza, Treffpunkt und Aktionsfeld für all die gelassenen und genussreichen, hektischen und komprimierten Momente des Tages. Große Erwartungen Die Anforderungen an unsere Küchen haben sich radikal verändert. Weil technisch geheizt und geruchsentlüftet wird. Weil die meisten Menschen anders einkaufen, aufbewahren, kochen und andere Lebensgewohnheiten haben als einst ihre Großeltern. Die Küche ist längst nicht mehr eine isolierte Zelle im Irgendwo. Sie muss praktisch, aber zugleich Statussymbol und Ausdruck des Lifestyles sein. Die Weinsammlung muss ebenso Platz finden wie frischeste Zutaten fürs tägliche Umsorgen von Familie, Gästen, Kindern. Durch die meist offene Gestaltung muss die Küche wieder sehr …

Von einer fest verankerten Prägung – eine Handwerkstrilogie (Teil 3). Exkurs in meine Lebensgeschichte.

Das Wetscher Penthouse ist Spielfläche für kreatives Handwerk und Innenraumgestaltung in Perfektion. Die kürzlich abgeschlossene Neuausstattung hat nicht nur das Erscheinungsbild unserer beliebten Ausstellungsfläche auf das nächste Level gebracht, sondern auch mein Innerstes aufgewühlt. Anfang der 1970er Jahre waren Maschinen für Tischler noch aus schwerem Stahl, rochen nach Maschinenöl und sichtbare Messer und Sägezähne glänzten bedrohlich scharf. Dicke Stromkabel führten zu feisten Hebelschaltern und waren die mächtigen Motoren einmal angelaufen, fuhren ein Brett oder Balken ein in den Schlund einer Hobelmaschine, dann hörte und spürte man das Dröhnen und die Schwingungen durch den ganzen Gebäudekomplex bis hinauf in mein kleines Zimmer. Zu Ferienzeiten ein verlässlicher Wecker, der Rauch ging auf im wahrsten Sinne des Wortes. Unbedarft lief ich als Kind stundenlang wie ein Traummännlein zwischen diesen altgedienten Riesen, dem duftenden Holz und den knorrigen Handwerkern herum. Immer wieder wurde mein stilles Beobachten durch das Abfallen eines besonderen Holzstückes belohnt, das damals noch mit mehr Phantasie als handwerklichem Können zu neuer Wertschätzung kam. Wobei die Faszination immer eine duale war: die Kraft des scharfen Werkzeuges und …

Meeting Piero Lissoni

Im Rahmen unserer Serie „Die Menschen hinter den Möbeln“ habe ich Piero Lissoni in seiner Funktion als neuer Art Director von B&B Italia in Mailand besucht. Auf einen Espresso und eine ebenso kurzweilige wie spannende Unterhaltung. Über 9000 Kilometer Küste hätte Italien, erzählt Piero Lissoni. Entlang dieser gesamten Küstenlinie wird Fischsuppe gekocht, mit mehr oder weniger denselben Zutaten – von San Remo bis Forte dei Marmi, von wo Lissonis Frau abstammt, bis hinunter nach Sizilien und auf der adriatischen Seite wieder hoch nach Norden. Und wirklich überall würde diese Suppe anders schmecken und regionale Besonderheiten aufweisen. Dabei sei man an jedem einzelnen Ort davon überzeugt, die jeweils beste Fischsuppe zu kochen. Nicht nur die beste Fischsuppe Italiens – vielmehr die beste der Welt. Ist es das? Diese fast wahnsinnige Leidenschaft, mit feinsten Differenzierungen als Bester hervorzustechen? Diese Liebe, sich im Detail zu verlieren, um daraus etwas ganz Neues zu schaffen? Meine Hand streicht über einen sauber verarbeiteten Keder an der Polsterkante von Lissonis neuem Outdoor Sofa. Gestikulierend Achtung für mein Kompliment zeigend, erwidert Lissoni mit dem …

Das muss jetzt sein – eine Küchennovelle.

Kerzenschein spiegelt sich im Weinglas. Der noch kellerkalte Rotwein ist in der Aufwärmphase, die stärkende Suppe bereits ausgelöffelt. Familiäres Abendessen in ritueller Gemütlichkeit: Kleine Köstlichkeiten werden herumgereicht. Es wird abgewogen, wie was schmeckt und was woher kommt. Geschmacksnuancen kommen als Debatte auf den Tisch und übertreffen sich an Verbesserungen. Wenig später werden davon nur Krümel bleiben. Nach hitzigen Gesprächen, zu oft erzählten alten Geschichten und lautem, herzhaftem Lachen. Großfamilie in der Pandemie. Genau in diesem Augenblick wird jenes Familienglück sichtbar, das wir uns immer so gewünscht haben. Leibhaftig und real prasseln tausende Likes und schnatternde Kommentare gleichzeitig in Herzen und Köpfe. Unsere Küche, unser Esstisch als eine der letzten Bastionen realer, häuslicher Gemeinsamkeit. Die Küche als Familienmittelpunkt. Evolutionär gesehen war die Küche schon immer viel mehr als nur der Ort, an dem Nahrung zubereitet wird. Räumlich hat sie lange das Zentrum des Geschehens eingenommen. Irgendwann wurde allerdings aus einer mittig gelegenen Kochstelle ein abgeschlossener Raum, in den Hausfrau oder Bedienstete verbannt wurden, um dort ungestört und ungesehen ihre Arbeiten verrichten zu können. In den letzten …

Von fernen Utopien des Wohnens

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit“ – dieser legendäre Satz wurde vor 50 Jahren bei der ersten Mondlandung ausgesprochen. Das legendäre Weltraumprojekt veränderte nicht nur die Sicht auf die Welt – auch unser Wohngeschmack wurde mit vertrackten Zukunftsvisionen aufgeladen. Ein Rückblick auf das Ende der 1960iger Jahre – damals wurden Vorstellungen von gemütlichen Tiroler Stuben gleich mit auf den Mond geschossen. Die 60iger – ein Jahrzehnt greift nach den Sternen. Mode und Wohnen – als Spiegel von einem kollektiven Lebensgefühl – verändern sich völlig. Die Reise zum Mond wurde zum Sinnbild für den Verlust von totaler Bodenhaftung. Beim Wohnen: Wertvolle, alte Riemenböden fliegen raus, landen auf der Müllhalde. Stattdessen: Kunststoff, PVC und Linoleum sind jetzt angesagt – in den Farben und Formen des Dänen Verner Panton. Bei Wetscher entsteht im Sommer 1969 die „Rote Bar“, ganz im Stile Verner Pantons und optisch wie ein Vorzimmer von Major Tom. Fließende Formen an Boden, Decken, Wänden, Kunststofflampen und verbaute Neonröhren, eine orange-rote Unendlichkeit. Tradierte Gemütlichkeit wird zu Kleinholz Alles sieht jetzt aus wie …

Trend 2019: Küche + Wohnzimmer = neues (T)Raumpaar!

Bei den aktuellen Wohnraum-Planungen wird ab sofort eine verblüffende Offenheit gelebt, die perfekt funktioniert. Was früher hinter Trennwänden verschwand, ist heute echte Symbiose. So haben wir das bei Wetscher in Fügen auch bereits im neuen Poliform-Küchenstudio gezeigt – als Teil der großen Wohnzimmer-Schau. Das neue (T)Raumpaar für das Jahr 2019 steht schon fest: die Küche verschmilzt mit dem Wohnzimmer. Was früher strikt getrennt war, findet jetzt zusammen. Wie in einer echten Liebe wächst hier zusammen, was zusammengehört. Abschied vom „düsteren Gang“ Das war nicht immer so, wie der Schweizer Architekt Peter Zumthor in seinem Buch „Architektur Denken“ eindrucksvoll beschreibt. Im Haus seiner Tante sei er erst durch einen langen, düsteren Gang gelaufen und habe so die Küche, den einzigen hellen Raum, betreten. „Alles in dieser Küche war so, wie herkömmliche Küchen eben sind. Es gab nichts Besonderes an ihr. Aber vielleicht ist sie, gerade weil sie auf diese fast natürliche Weise einfach Küche war, in meiner Erinnerung so sehr als Inbild einer Küche präsent.“ Seele des Wohnens Was Zumthor damit wunderschön offenlegt, ist nicht die …

Vom Reisen zu sich selbst – Eine Handwerkstrilogie (Teil 2)

Ein von Hand gemachtes Produkt steht heute hoch im Kurs. Hoch im Wert, in Ansehen und Qualität. Was ist der Handwerker aber für eine Persönlichkeit und wie wird er selbst durch sein Handwerk verändert? Was macht der Stolz aufs eigene Können und die konsequente, immer gleiche Abfolge von seit Generationen ähnlichen Arbeitsschritten für immer wieder völlig unterschiedliche Einzelmöbel langfristig mit einem selbst? Neue Eindrücke, neue Impulse Wien, Messe für „Wohnen & Interieur“. Die Lehrlinge der Wetscher Meisterklasse scharen sich in ihren weiß gestärkten Hemden um die besonderen Exponate der Halle 10. Jene Möbel und Marken, die sie ans heimatliche Einrichtungshaus erinnern. Hier schaut aber erst einmal alles anders aus. In anderen Farben, Zusammenstellungen und Materialien. Ungewohnt. Mehr noch als zu Hause wird erkennbar, dass ein Ganzes – eine präsentierte Wohnidee – viel mehr ist, als ein einziges – noch so schönes – Möbelstück. Die leise Ahnung wird hier zur Gewissheit, hier in den Wiener Messehallen, wo der Aussteller auf wenigen Quadratmetern Standfläche die Besucher im Zeitraum eines Seitenblicks zu fesseln sucht. Für jeden „Nachwüchsler“ eine …

Möbelmesse Paris- Selbstbewusste Eleganz und die Sehnsucht nach der heilen Welt

Für viele Möbelliebhaber ist es ein zentraler Trendradar im Jahr – die Maison & Objet in Paris zeigte Gegensätze: Struktur und selbstverliebte Dekoration. Nützliches und „Undinge“ selbstbewusst gepaart.  Luxuriös und funktional, radikal dem eigenen Ich zugewandt, die Außenwelt abgrenzend – so entstehen höchst persönliche Illusionen einer heilen Welt. Alles dreht sich um den Bewohner, seine Bequemlichkeit und seine Vorstellung von der Welt, die sich in Farben, Formen, Oberflächen spiegelt. Letzter Tag, schon nach 18 Uhr, Messeende. Regen und eine bis auf den letzten Zentimeter gefüllte Bahn Richtung „Île de France“. Es raucht der Kopf  von den vielen Eindrücken der mehr als 100.000 Quadratmeter großen Messe. Mein Blick wird monoton und fällt auf eine mir gegenübersitzende ältere Frau. Ihr Blick,  ihre ganze Aufmerksamkeit sind gefangen in einem Smartphone, das sie dicht vor ihrem Gesicht hält und von dessen Hülle „Katzenohren“ aufstehen. Die  physiologischen Züge, das runde Gesicht der Frau, zeugen ganz eindeutig von asiatischer Herkunft und würde sie statt ihrer Handyhülle diese spitzen Plastikohren tragen – zumindest eine Nebenrolle im Musical „Cats“ wäre ohne weitere Maske …

Design-Messe im Big Apple – und was man an New York einfach lieben muss

Messingmöbel aus Pennsylvania, massive Holzmöbel aus dem mittleren Westen, ein ganz neues Regalsystem in Teakholz, das ich aus meiner Kindheit von einem skandinavischen Hersteller her kenne – es ist Messezeit in NYC samt „Design Week“. Und schon mal vorab: Neu ist auf den ersten Blick hier erst mal wenig – aber nur auf den ersten Blick wohlgemerkt. Zwar hat sich die ICFF, die Internationale Messe für Contemporary Design, zu Nordamerikas führender Messe für Einrichtung der gehobenen Marken entwickelt, kommt aber mit ihren 700 Ausstellern aus 30 Ländern und zahlreichen Events sowie Sonderausstellungen an die Größe der beiden Möbel-Leitmessen in Mailand und Köln noch nicht heran. Die Nase vorne haben die New Yorker scheinbar nur in puncto Feierlaune: Keine Gelegenheit wird für eine Party ausgelassen,  alles wird zu einem Event und einem Happening. Das Leben wird gefeiert – man fühlt sich dort als Mittelpunkt der Welt und ist doch auch irgendwie eine Insel. Tradition trifft Zukunft im Big Apple 5th Avenue, kurz vorm Madison Square Park. Poliform, B&B Italia, Minotti – die Showrooms der großen Brands …

Möbel sind das Letzte!

„An interior is the natural projection of the soul“. Einrichtung ist das Spiegelbild der Seele, eine Projektion seiner selbst. Coco Chanel hat es auf den Punkt gebracht: Sich einzurichten bedeutet sein Innerstes preiszugeben. Kümmern Sie sich beim Einrichten daher in erster Linie um sich selbst, um Ihre Vorstellungen und tiefen Wünsche. Fangen Sie bei sich an und lösen Sie sich vorerst von Wohnung, Funktion und Grundriss. Denn „Möbel sind das Letzte!“ Dazu aber später. Sammeln Sie Bilder von Ecken, die Ihnen gefallen, Lieblingsplätzen in Hotels, Restaurants von Reisen und Freunden. Räume, Ecken, Rastplätze, Aussichtsorte, Menschen und Mode, bildliche Emotionen – einfach Kombinationen, die Sie ansprechen. Picken Sie Ihre Lieblingsmomente und -ansichten aus dem Kontext, schonungslos und sammeln Sie. Sammeln Sie Bilder und Inserate aus Zeitschriften (plump herausreißen) und Büchern (besser abfotografieren) und natürlich dem Internet (ohne Rücksicht auf Kosten seitengroß ausdrucken). Legen Sie sich ein kleines persönliches Archiv an, eine Mappe, ganz physisch zum An- und Begreifen. Und sollten Sie im Zweifel sein, ob ein Motiv den Weg in Ihre Sammlung findet: seien Sie gnädig. …

Unterschiedliche Pole, die verschmelzen

Der Dachboden war immer schon der spannendste, emotionalste Raum hier im Wetscher – da haben wir als Kinder gespielt, Anfang der 70iger zwischen den wahnsinnig modernen Möbeln aus Skandinavien und den alten Sparren und Pfetten, denen man die Herkunft und Last ansieht. Der weite Blick von diesem am Talboden höchsten Gebäude war einzigartig, ungewohnt wie diese Möbel, weit weg vom damals allgemein Geschätzten.  Um den Freisinn und die Unabhängigkeit der Nordländer neben ihren Möbeln weiter zu dramatisieren, war eine finnische Sauna aufgebaut – mit Sanduhr, Steinofen und nackten Schaufensterpuppen. Für uns Kinder ein Paradies, ein kleines Tor, ein Fenster zur großen, weiten und noch verbotenen Welt. Dieser Dachboden war damit immer schon ein Ort der unterschiedlichen Pole, an dem Individualität und Verbundenheit, die Lust an der Welt und das Bedürfnis uns vor ihr zurückzuziehen, miteinander verschmolzen. Genau hier wurden auch die für unsere eigene Entwicklung zentralen und wichtigsten Ausstellungen inszeniert – die Ikonen der internationalen Möbelwelt kamen vor dem spürbaren Hintergrund unserer regionalen Wurzeln besonders emotional zur Geltung. Das Wetscher Penthouse spiegelt die Lust an …