Mehrmals jährlich führen meine Reisen mich nach Italien – um die wichtigsten Hersteller zu besuchen und um rund um die Mailänder Möbelmesse den neuesten Trends auf die Spur zu kommen. Noch Tage nach der Rückkehr bin ich im Bann italienischen Lebensgefühls. Die Eindrücke halten mich gefangen: volle Bars, schön gekleidete Menschen, aufgeputzte Schauräume und Stores – ein Überschwang an Inspiration. Und ich stelle mir immer wieder die Frage: wie machen die Italiener das?
Buongiorno Italia, con i tuoi artisti…con le canzoni, con amore, con il cuore… Diese Textbrocken aus Toto Cutugnos 80er Jahre Hit „L´’Italiano“ liefern eine emotionale Erklärung für das Phänomen Italien. Denn natürlich spielt es eine große Rolle, dass die Italiener vieles mit einem gewissen Plus an Drama und Herzblut angehen. Dass Italien in Sachen Lifestyle, Ästhetik und Stil die Nase vorn hat, lässt sich allerdings auch etwas tiefgründiger auslegen. Dieses Land besitzt zweitausend Jahre eindrucksvoller Kulturgeschichte, übernahm immer wieder die Vorreiterrolle in den Bereichen Kunst, Technologie und Gestaltung und gewann damit einen Vorsprung, der in mancherlei Hinsicht eben nach wie vor nicht einholbar ist.
Die große Showbühne
Wie selbstverständlich und lässig Italien sich selbst zu inszenieren vermag, zeigt der Salone del Mobile in Mailand. Jährlich beweist sich die Gastgeberstadt der weltgrößten Einrichtungsmesse als Hochburg italienischer Ästhetik. Mit dem Salone und seinen vielen Side Events kann Italien sein Talent als Showmaster in großartiger Opulenz ausspielen. Mailand versteht es immer wieder meisterhaft, für lustvolle Euphorie zu sorgen und wirkt dabei niemals arrogant, maßlos oder gar ordinär.
Food, fashion, furniture
Damit sind wir dem Geheimnis meiner Meinung nach schon recht nah auf den Fersen, die wahre Essenz Italiens steckt in der Reduktion: was überbleibt, ist schön. Die einfachen Dinge werden kultiviert, bis sie perfekt sind.
Obwohl sich die Italiener gekonnt wie kaum ein anderes Volk um die Schönheit des Augenscheins kümmern, ist die dabei entstehende Ästhetik ganz und gar nicht oberflächlich. Zugleich wirkt sie aber so unkompliziert und mühelos, dass alles andere daneben schnell plump wirkt. Das gilt in der Mode und beim Essen ebenso wie bei der Einrichtung. Die ganze Welt isst italienisch, kleidet sich italienisch, wohnt italienisch. Warum?
Die Sucht, etwas besser machen zu wollen
Wie uns Piero Lissoni anhand seiner Fischsuppen Story erklärte: Italien ist unheimlich vielfältig und das Land der feinen Unterschiede – aber allerorts strebt man ausschließlich nach dem Besten. Die Italiener sind visuell geprägt, haben ein Auge fürs Detail. Sie spüren und sehen, an welcher winzigen Stellschraube gedreht werden muss, um Perfektion zu erreichen. Die italienische Leichtigkeit, dieses Lebensgefühl, das uns so fasziniert, ist im Detail höchst aufwändig. Dinge, die einfach aussehen, sind nicht einfach.
Dieses einmalige, universelle Verständnis für alles Schöne und Elegante, für eine ausnehmend ästhetische formale Sprache, muss seinen Ursprung in der Historie haben. Lissoni nimmt Bezug auf die Künstler der Renaissance. Eine Epoche, in der es um die tiefe Beschäftigung mit allen Facetten des Lebens ging. Es erscheint schlüssig, dass aus diesem allumfassenden Studium der Welttugenden eine eigene Disziplin entstand. Eben genau jenes italienische Geschick, in den Kern einer Sache stets ein Maximum an Ästhetik zu packen.
Geballte Schaffenskraft
Was die Entstehung herausragender Möbel und Einrichtungsobjekte betrifft, scheint sich dieses genetisch vorprogrammierte Kreativpotential Italiens seit Jahrzehnten auf eine Region zu konzentrieren: die Brianza. Wenig attraktiv für die Landwirtschaft, bot das ruhige Hügelland zwischen Comer See und Mailand genügend Raum für die Ansiedelung traditioneller Handwerksbetriebe und vor allem für deren stetiges Wachstum. Die wohlhabende Lombardei mit der belebten, schicken Hauptstadt Mailand und dem entsprechend anspruchsvollen Publikum ließ eine laufende Expansion zu. Und so wuchsen aus kleinen, Holz und Metall verarbeitenden Manufakturen und Polstereien in der Brianza einige der bedeutendsten Marken der Möbelwelt heran – viele davon sind heute noch in Familienhand wie Minotti , Poliform, Riva 1920 oder Flexform.
Befeuert wurde die Entstehung dieses faszinierenden Design Hot Spots natürlich dadurch, dass Mailand einerseits einen hohen Stellenwert in der Kulturgeschichte Italiens hat und andererseits eine namhafte Universität für Architektur beherbergt. Aus diesem Nest kamen und kommen einige der ganz großen Meister italienischer Gestaltung. Heute zieht die Region freilich auch international schaffende Kreativdirektoren und Designer an. Tradition und Handwerk haben dabei einen ungebrochen hohen Stellenwert, was wiederum ein Eckpfeiler für die hohe Qualität ist, die die Hersteller dieser Region hervorbringen.
Little Italy im Zillertal
Wie die Brianza liegt auch das Zillertal eingebettet zwischen Bergen, wenn auch mit höheren Gipfeln. Und wie die Lombardei ist auch Tirol eine Region mit viel Geschichte, Tradition und Schöpfergeist. Uns gefällt also der Gedanke, unser Einrichtungshaus als eine Art Satellit dieser gewaltig produktiven und kreativen Landschaft zu sehen. Wetscher als Bindeglied zwischen italienischer und alpenländischer Kultur, die beide von starken Persönlichkeiten und viel Tatkraft geprägt sind.
Wir zeigen nicht nur die größte Ausstellung italienischer Spitzenmarken diesseits des Brenners, sondern pflegen auch die Beziehung zu den Menschen, die hinter den Unternehmen und den Entwürfen stehen wie Piero Lissoni, Patricia Urquiola, Flexform CEO Giuliano Galimberti oder Maurizio Riva. Das alles trägt dazu bei, dass das ersehnte italienische Lebensgefühl bei uns in den Wohngalerien spürbar und erlebbar ist. Ich lade Sie ein, jederzeit für ein wenig Italianità zu Wetscher zu kommen und sich davon zu überzeugen, dass sich diese Magie auch ins eigene Zuhause holen lässt.