Nach einem langen Arbeitstag fällt der Blick im nächtlichen Dunkel unseres Einrichtungshauses auf die Bilder meiner Großväter- und Vätergeneration. Stolze Gesichter, gehüllt in feine Anzüge, zur Ausfahrt nach Italien fein gemacht. Mimik und Gestik verraten Unsicherheit bekanntes Terrain zu verlassen aber auch die unbändige Lust Neues zu entdecken. Seit ich denken kann bewegte meine Familie die Leidenschaft für Möbel und Wohnen, begab man sich auf die Suche nach den Erfolgsrezepten für gelungenes Einrichten. Das führte zu gemeinsamen Kraftanstrengungen aber auch zu engagierten Kontroversen. Und brachte uns schon vor Generationen mit führenden italienischen Möbelherstellern wie Poliform oder Riva zusammen – familiäre Bande, die bis heute bestehen.
Beim Betrachten der alten Bilder wird mir klar, dass nur das konsequente Streben nach einzigartiger Qualität und unvergesslicher Atmosphäre am Ende Klasse von Masse unterscheidet – den feinen Unterschied ausmacht, der die Suche nach dem stimmigen Raumkonzept beflügelt. Und da fällt mir das kleine Büchlein „Atmosphären“ des Schweizer Architekten Peter Zumthor ein, in dem er vom Klang des Raumes spricht. Das sitzt Zumthor als Bub in der Stube, und er wusste, dass die Mutter mit den Pfannen klapperte. Ein Geräusch, das sich als sinnliche Wahrnehmung in ihm festsetzte.
Was „eine architektonische Atmosphäre wirklich ausmacht“, sagt Peter Zumthor, ist „diese einmalige Dichte und Stimmung, dieses Gefühl von Gegenwart, Wohlbefinden, Stimmigkeit, Schönheit, … in deren Bann ich etwas erlebe und erfahre, was ich in dieser Qualität sonst nicht erleben würde.“ Seine Leidenschaft gilt heute der Erschaffung von Gebäuden mit solchen Wirkungsqualitäten, doch wie lassen sich diese eigentlich erzielen?
In neun kurzen, illustrierten Kapiteln erzählt Peter Zumthor in diesem meinem Lieblingsbuch – gleichsam in Form einer Selbstbeobachtung- was ihn umtreibt, wenn er die Atmosphäre seiner Häuser zu erschaffen versucht. Dabei sind Bilder von Räumen und Bauten, die ihn berühren, ebenso wichtig wie bestimmte Musikstücke oder Bücher, die ihn inspirieren. Von der Komposition und Präsenz der Materialien über den Umgang mit Proportionen bis hin zur Wirkung des Lichts macht diese Architekturpoesie nachvollziehbar, worauf es beim Entwurf von Häusern, von Lebensräumen tatsächlich ankommt.
Als ich das Buch daheim spät abends aus der Hand lege fühle ich mich inspiriert und bestätigt: Der Wohnraum ist die dritte Haut des Menschen. Auch wir sind davon überzeugt, dass sich erst dann ein Wohlgefühl im Wohnraum entwickeln kann, wenn sich die individuelle Persönlichkeit und Lebensphilosophie seiner Bewohner in ihm widerspiegeln. Der Wohnraum wird als schön empfunden, wenn es zu einer persönlichen Entsprechung im Sinne von Stimmigkeit und Authentizität kommt. Genau von dieser Idee ist die Philosophie der Wetscher Innenarchitektur geprägt: Eine Atmosphäre zu schaffen, welche die Werthaltung, das Lebensgefühl des Bewohners klar widerspiegelt und ihm das Gefühl des Angekommen seins suggeriert. Sage mir wie du wohnst und ich sage Dir wer Du bist. Kommen wir diesem Ideal nahe, könnte selbst bei Abwesenheit des Bewohners dieser vor dem geistigen Auge des Besuchers vorstellbar und spürbar werden.