Sehnsuchtsort Hotel
Es knistert in den Gängen des Südbahnhotel Semmering. Der mächtige Kristallluster wirft Licht auf kokett aufblitzende Knöchel, die rasch wieder unter sich bauschenden Röcken verschwinden. Der Grat zwischen dem zur Schau Tragen des Selbst und einem allzu frivolen aus der Rolle Fallen ist hauchdünn. Hier verdichtet sich das Abbild der Gesellschaft, lässt Spannung entstehen, die sich hinter verschlossenen Türen wahrscheinlich auch entlädt. Ob auch echte Grenzgängerinnen wie Mary Vetsera hier waren? Exklusive Hotels waren immer schon eine eigene Welt und ein Spiegel der Gesellschaft. Wie stark sich jedoch das Idealbild des „guten“ Hotels verändert hat, beweist heute jeder achtsame Aufenthalt in einem der vielen wunderschönen, gehypten, wohlüberlegt am Markt positionierten Häuser. Werte haben sich verschoben, Ansprüche verändert, die Suche ist eine andere geworden. Hatte der Aufenthalt im Hotel früher vorwiegend eine Bedeutung nach außen, strebt man heute nach der Reise ins Innen. Abenteurer treten sie am Jakobsweg oder beim Meditieren in einem Ashram an. Der Verwöhnte geht ins Hotel, um sich zwischen wohltuender Massage und Wodka Spritz zu finden. Wellness, Runterkommen, Digital Detox. Natürlich auch, …